Mein liebes, gutes Frauchen!
Heute kurz vor dem Essen ist wie jeden Tag allgemeinen Postempfang. Und wie freute ich mich als mir Deine beiden Briefe vom 16.2. sowie ein Brief von meinem lieben Frau und Malz vom Untereff. r. Dienst (U. r. D.) ausgehändigt bekam. Es ist die erste Post, die ich von Dir hier erhalten habe, obwohl der Brief oben an der 1. Seite der N. 5 trägt. Außer einer Karte und einem Brief vom 1.2.1942 habe ich keinen Brief erhalten. Die übrigen Briefe müssen verloren gegangen sein. Ich nummeriere meine Briefe von heute an ebenfalls, damit Du feststellen kannst, ob Post bei Dir etwa nicht angekommen ist. Februar habe ich Dir meinen Koffer sowie 60.- RM heimgeschickt, ich hoffe, das beides richtig angekommen ist. Der Postabschnitt lege ich bei, damit Du nach der Sache sehen kannst, falls das Geld noch nicht eingegangen sein sollte. Was ich Dir noch sagen will, sei mit dem Geld nicht zu engherizig. Was Du für die Familie kaufst, kannst Du ruhig ausgeben, daß Du nichts unmutiges einkaufst weiß ich, aber sei froh, wenn Du noch genugend Eßwaren für die Dreien bekommst und sehe bei diesen Ausgaben nicht aufs Geld. Die Sorge, die Du Dir meinetwegen gemacht hast sind begreiflich, aber sie waren unbegrundet. Was Du mir von den Kindern geschrieben hast, hat mich recht gefreut. Schreibe mir öfter solche kleine Episoden, sie freuen mich unendlich. Bedauerlich ist, daß Irmgard wieder Schmerzen in den Ohren hat. Die Kleine tut mir leid. Ohrenleiden ist schmerzhaft. Nun noch zu meinem kleinen ,,Aschenputtel”. Es ist ein schöner Zug von ihr, daß sie genügsam und verhaltensmaßig leicht erziehbar ist. Damit ist sie aber auch leicht äußeren Einflüssen unterwerfen u. das könnte ihr einmal zum Nachteil werden. Liebes Frauchen, unterstütze hin u. wieder die Elfriede, daß sie gegenüber Irmgard auch hin und wieder einmal ihren eigenen Willen durchsetzt. Sei es im Spiel oder bei irgendeiner anderen passenden Gelegenheit. Nun hat mir auch Onkel Malz einen lieben Brief geschrieben. Sage ihm meinen herzlichen Dank. Seine Zeilen haben mich recht gefreut. Ich werde ihm, sobald ich Gelegenheit habe, Antwort geben.
Noch einmal habe keine Sorge um mich, denkt wenn ihr Samstag abends beieinander sitzt an mich u. spreche von mir, wie wenn ich bei Euch wäre. Aber seid froh und hängt zu Hause nicht den Kopf, ich hänge mich nicht trüben Gedanken nach. Die Zeit ist hart, jedoch härter noch als die Zeit müssen wir sein, dann werden wir alles glücklich überwinden und einstens frohe Heimkehr halten können in dem Gedanken einer eisernen Pflichterfüllung. Ich weiß, daß wenn ich heimkehre, Du alles zum besten besorgt hast. Erziehung u. Gesundheitszustand der Kinder werden sich in bester Ordnung befinden, Haus u. Habe werden gut verwaltet sein, ich weiß, daß Du Dich nach Deinen besten Kräften alles daran setzten wirst, Deine vielen die aufgetragenen
Pflichten aufs Genaueste zu erfüllen. Das wird dann Dein Stolz sein, zu sagen, ich habe diese Pflichten nicht gefürchtet, bin nicht irre geworden an ihnen, sie haben mich nicht unterkriegen können, sondern ich habe sie alle gemeistert, nach bestem Können u. Wollen. Ich selbst aber werde mich dann freuen u. heute kann ich beruhigt meinen Dienst tun, weil ich weiß, daß Du das alles meistern wirst. In diesem Sinne sei herzlichst gegrüßt und viel tausendmal geküßt von deinem treuen und Dich innigst liebenden
Josef
Viele herzliche Grüße an den lb. Onkel Malz, ebenfalls an solche Kameraden, die nach mir Fragen. Grüße an Alfons u. Liesel sowie an Frau Bach. Sie solle Dir mir einen schönen Zipfel Wurst dafür geben, damit Ihr an mich denkt.
Wenn Päckchensperre aufgehoben ist, könnt Ihr mir was schicken!