Mittwoch 3.6.42
Mein Liebster!
Wieder ist der Tag herum. Eben hab ich unser Dreigestirn zu Bett gebracht, dabei hat mir unser Brigittle eine ganz besondere Freude gemacht. Beim Nachgebetle ist sie mitten in ihrem Bettle gestanden, hat ihre Händchen ineinander gelegt und gebetet: algal, algal!1 Rührend war dies anzuhöhren und anzusehen.
Dein Brief Nummer 9 hat mich heute erreicht. Leider war ich von dessen Inhalt nicht erfreut. Es ist sehr bedauerlich, dass sich Dein Magenleiden nach so kurzen Zeit schon wieder zeigt. Versäume nur nichts und geh sofort in ärztlichen Behandlung, dass es sich nicht verschlimmert und Du wieder gesund wirst. Wenn Dein Dienst nicht so streng ist, hast Du ja eine kleine Erleichterung aber dieser Trost ist sehr oft gering für mich.
Heute Abend ist im S.S.V. Heim Mitgliederappell2. Es ist mir wegen Fuss beschwerden nicht möglich zu gehen. Es wird auch nicht so wichtig sein für mich, obwohl die Abwechslung einem manchmal auch wieder gut tut.
Lieber Spatzl, Deine Uniform hab ich nach 4 wöchentlichen fortsein durch Herrn Klein wieder beibringen lassen. Ich habe Klein gleich erklärt, dass ich die Uniform nie mehr weggebe, mag kommen wer will.
Auf unserem Kartoffelacker hat Agathe die Kartoffel gehaufelt. Es ist zwar etwas bald, aber es hatte ausgriebig geregnet und so bleibt die Feuchte besser beisammen, zumal es jetzt wieder gut heiss ist. Wenn es notwendig wird, ziehen wir halt später nochmals etwas nach. Dastehen tun sie schön. Vor allen Dingen freu ich mich auf meine Erdbeeren. Diese versprechen nicht nur eine Voll, sondern eine Rekordernte zu geben.
Morgen früh geh ich in die Stadt und kauf mir ein Paar Schuhe. Heute haben sie mir meinen Bezugschein nachgetragen. Einen Schein II B3 hab ich verweigert anzunehmen. Onkel Franz hat mit Herrn Vorwalder4 gesprochen und ihm gesagt, dass mir so ein Schein nichts nützt. Nun hab ich einen richtigen und hoffe gute und schöne Schuhe zu bekommen.
Dann geh ich auch gleich aufs Steueramt und erledige die Ermässigung.
Den Kindern geht es wieder besser. Seit heute sind alle drei wieder auf gewesen und auf der Gasse. Elfriede und Brigitte haben noch stark eitrige Augen und Brigitte ist auch noch sehr heiser, aber das macht sich hoffentlich vollends. Jede hatte einen Tag über 40 Grad Fieber, das war so ein Schrecken. Sonntag früh hab ich zu Irmgard Fräulein Doktor Minholz5 gerufen. Von Samstag auf Sonntag hab ich Irmgard die ganze nacht Wadenwickel gemacht und am Sonntag früh um 1/2 9 Uhr hab ich das Fieber endlich auf 39.8 heruntergebracht. Drei Tage hab ich die zwei Grossen in unserem Schlafzimmer gehabt und hab bei Brigitte im Kinderzimmer geschlafen und trotzdem war die Ansteckung unvermeidlich.
Solang Paula da war hat sich unsere Alte auch was geleistet. Elfriede sagte mal abends als sie ausgezogen war: ,,Ätsch ich bin ein Hernedschwanz?“ Da rief Irmgard, ,,Nein ein Seckelsberk!“ Paula und ich gingen zuerst zum Bad heraus, dass sie nicht gesehen hat, wie wir Träuen gelacht haben. Nachher hab ich ihr schon erklärt, dass ich sowas nicht mehr hören will. Wirklich strick ich ihr ein Paar Kniestrümpfe in weiss auf Sonntag. Elisabeth kommt auch zur Schule. Paula hat sie zum Religiösen Unterricht angemeldet. Ich war etwas erstaunt darüber, aber es geht mich ja nichts an.
Annel Gerstenlauer hat mir heute geschrieben. Sie lässt Dich auch vielmals grüssen. Hab ich Dir geschrieben, dass ein Manfred bei ihr angekommen ist?6
Jetzt will ich schliessen. Ich möchte noch den Garten spritzen. Dir mein Liebster wünsche ich gute Zeit und recht gute Besserung
Deine Emilie und Kindern
Mein Liebster!
Wieder ist der Tag herum. Eben hab ich unser Dreigestirn zu Bett gebracht, dabei hat mir unser Brigittle eine ganz besondere Freude gemacht. Beim Nachgebetle ist sie mitten in ihrem Bettle gestanden, hat ihre Händchen ineinander gelegt und gebetet: algal, algal!1 Rührend war dies anzuhöhren und anzusehen.
Dein Brief Nummer 9 hat mich heute erreicht. Leider war ich von dessen Inhalt nicht erfreut. Es ist sehr bedauerlich, dass sich Dein Magenleiden nach so kurzen Zeit schon wieder zeigt. Versäume nur nichts und geh sofort in ärztlichen Behandlung, dass es sich nicht verschlimmert und Du wieder gesund wirst. Wenn Dein Dienst nicht so streng ist, hast Du ja eine kleine Erleichterung aber dieser Trost ist sehr oft gering für mich.
Heute Abend ist im S.S.V. Heim Mitgliederappell2. Es ist mir wegen Fuss beschwerden nicht möglich zu gehen. Es wird auch nicht so wichtig sein für mich, obwohl die Abwechslung einem manchmal auch wieder gut tut.
Lieber Spatzl, Deine Uniform hab ich nach 4 wöchentlichen fortsein durch Herrn Klein wieder beibringen lassen. Ich habe Klein gleich erklärt, dass ich die Uniform nie mehr weggebe, mag kommen wer will.
Auf unserem Kartoffelacker hat Agathe die Kartoffel gehaufelt. Es ist zwar etwas bald, aber es hatte ausgriebig geregnet und so bleibt die Feuchte besser beisammen, zumal es jetzt wieder gut heiss ist. Wenn es notwendig wird, ziehen wir halt später nochmals etwas nach. Dastehen tun sie schön. Vor allen Dingen freu ich mich auf meine Erdbeeren. Diese versprechen nicht nur eine Voll, sondern eine Rekordernte zu geben.
Morgen früh geh ich in die Stadt und kauf mir ein Paar Schuhe. Heute haben sie mir meinen Bezugschein nachgetragen. Einen Schein II B3 hab ich verweigert anzunehmen. Onkel Franz hat mit Herrn Vorwalder4 gesprochen und ihm gesagt, dass mir so ein Schein nichts nützt. Nun hab ich einen richtigen und hoffe gute und schöne Schuhe zu bekommen.
Dann geh ich auch gleich aufs Steueramt und erledige die Ermässigung.
Den Kindern geht es wieder besser. Seit heute sind alle drei wieder auf gewesen und auf der Gasse. Elfriede und Brigitte haben noch stark eitrige Augen und Brigitte ist auch noch sehr heiser, aber das macht sich hoffentlich vollends. Jede hatte einen Tag über 40 Grad Fieber, das war so ein Schrecken. Sonntag früh hab ich zu Irmgard Fräulein Doktor Minholz5 gerufen. Von Samstag auf Sonntag hab ich Irmgard die ganze nacht Wadenwickel gemacht und am Sonntag früh um 1/2 9 Uhr hab ich das Fieber endlich auf 39.8 heruntergebracht. Drei Tage hab ich die zwei Grossen in unserem Schlafzimmer gehabt und hab bei Brigitte im Kinderzimmer geschlafen und trotzdem war die Ansteckung unvermeidlich.
Solang Paula da war hat sich unsere Alte auch was geleistet. Elfriede sagte mal abends als sie ausgezogen war: ,,Ätsch ich bin ein Hernedschwanz?“ Da rief Irmgard, ,,Nein ein Seckelsberk!“ Paula und ich gingen zuerst zum Bad heraus, dass sie nicht gesehen hat, wie wir Träuen gelacht haben. Nachher hab ich ihr schon erklärt, dass ich sowas nicht mehr hören will. Wirklich strick ich ihr ein Paar Kniestrümpfe in weiss auf Sonntag. Elisabeth kommt auch zur Schule. Paula hat sie zum Religiösen Unterricht angemeldet. Ich war etwas erstaunt darüber, aber es geht mich ja nichts an.
Annel Gerstenlauer hat mir heute geschrieben. Sie lässt Dich auch vielmals grüssen. Hab ich Dir geschrieben, dass ein Manfred bei ihr angekommen ist?6
Jetzt will ich schliessen. Ich möchte noch den Garten spritzen. Dir mein Liebster wünsche ich gute Zeit und recht gute Besserung
Deine Emilie und Kindern