Ulm 11.11.42
Mein lieber Spatzl!
Heute hab ich vergeblich auf Deinen Brief gewartet, ich hoffe jetzt stark, dass er morgen früh eintrifft. Eigentlich ist es mir lieber wenn ich frühmorgens Post von Dir erhalte, das hebt die Stimmung für den ganzen Tag und so ist immer ein Hangen und Bangen ob etwas kommt oder nicht.
Wie geht es Dir? Hoffentlich wird alles wieder recht und gut und hält dann auch an, dass Du nicht immer so geplagt bist. Nachher musst Dich eben auch in jeder Beziehung selber halten im Rauchen etc. Dass endlich der Kuchen angekommen ist, freut mich. Für Deinen bevorstehenden Geburtstag hab ich Dir heute wieder ein Kuchenpaket das heißt 2 Päckchen weggegeben. Im einem ist ein Kuchen im andern ist Brötle. Was anderes kannst Du ja nicht essen und kaufen kann man ja gar nichts mehr. Ins Bad hinauf hab ich Dir so ein Glasplättchen machen lassen, damit Du endlich mal ein nettes Plätzle für Deine Rasier- und sonstige Utensilien hast. Wenn Du auch momentan nichts davon hast, so wirst Du von dessen Praktischkeit bald überzeugt sein, wenn Du heimkommst. Ein Schränkle dafür zu bekommen, war unmöglich.
Hast Du die 22.-RM Sch. jetzt bekommen? Von zweimal 36.-M weiss ich nichts und Franz auch nicht. Vielleicht haben sie es Dir versehentlich zweimal ausbezahlt. Den Wein, den Du damals mitgebracht hast, hab ich erst heute erstmals ein kleines Gläsle getrunken, solang ich soviel Stille ist es nicht gut viel Alkohol zu trinken aber nachher kann ich ihn dringend brauchen und es ist schon recht, wenn Du wieder einen besorgen kannst. Soll ich Dir wieder 36.-RM schicken?
Heute früh bin ich aufgewacht wie Deine zwei Grossen schon im Bett ein Lied geschmettert haben und zwar: ,,In meiner Heimat blühen die Rosen!”1 Sieh, da haben sie schon in aller Frühe an ihren geliebten Vati gedacht. Elfriede wartet schon wieder täglich auf den Postwagen. Sie lebt blos noch vom Pralinen-kriegen. Irmgard schreibt jetzt arg. Die erste Tatze ist schon gefallen, seither bemüht sie sich etwas mehr in der Geduld. Einen Bezugschein für ein Paar Überschuhe für sie hab ich heute geholt. Die Fußlagen bei ihr gehen mir nicht aus. Im September 1 Paar Halbschuhe, im Oktober 1 Paar Stiefel, jetzt die Überchuhe und nächsten Monat 1 Kleid und 1 Weste. Aber ich kann sie nicht zur Schule schicken wie eine Vogelscheuche. Dann hab ich warme Unterwäsche für sie gekauft. Sie ist mir aus alle herausgewachsen.
Brigitte ist gestern durchgegangen ihrer Elfriede. - Sonst ist sie ja so drollig. Sie sagt so nett: Ä Bäbele auslacht. Eine ganz rührende Puppenmutti ist sie übrigens, ,,mein Dieter” sagt sie nur zu ihrem Brüderlein.
Der Kleine gedeiht. Wir haben alle viel Freude an ihm. Hoffentlich macht er weiter so Fortschritte. Gefrässig ist er immer. Übrigens hat Franz letzten Samstag Geburtstag gehabt. Ich hab ihm ein 3/4 Liter Fläschle Wein geschenkt. Am 15. November hat in Cannstatt mein Vater seinen 67. Geburtstag. Schreib ihm auch bitte.
Dir mein Liebster wünsche ich nochmals recht baldige anhaltende Genesung und grüsse und küsse Dich vielmals
Deine Dich liebende Emilie und Kindern
Mein lieber Spatzl!
Heute hab ich vergeblich auf Deinen Brief gewartet, ich hoffe jetzt stark, dass er morgen früh eintrifft. Eigentlich ist es mir lieber wenn ich frühmorgens Post von Dir erhalte, das hebt die Stimmung für den ganzen Tag und so ist immer ein Hangen und Bangen ob etwas kommt oder nicht.
Wie geht es Dir? Hoffentlich wird alles wieder recht und gut und hält dann auch an, dass Du nicht immer so geplagt bist. Nachher musst Dich eben auch in jeder Beziehung selber halten im Rauchen etc. Dass endlich der Kuchen angekommen ist, freut mich. Für Deinen bevorstehenden Geburtstag hab ich Dir heute wieder ein Kuchenpaket das heißt 2 Päckchen weggegeben. Im einem ist ein Kuchen im andern ist Brötle. Was anderes kannst Du ja nicht essen und kaufen kann man ja gar nichts mehr. Ins Bad hinauf hab ich Dir so ein Glasplättchen machen lassen, damit Du endlich mal ein nettes Plätzle für Deine Rasier- und sonstige Utensilien hast. Wenn Du auch momentan nichts davon hast, so wirst Du von dessen Praktischkeit bald überzeugt sein, wenn Du heimkommst. Ein Schränkle dafür zu bekommen, war unmöglich.
Hast Du die 22.-RM Sch. jetzt bekommen? Von zweimal 36.-M weiss ich nichts und Franz auch nicht. Vielleicht haben sie es Dir versehentlich zweimal ausbezahlt. Den Wein, den Du damals mitgebracht hast, hab ich erst heute erstmals ein kleines Gläsle getrunken, solang ich soviel Stille ist es nicht gut viel Alkohol zu trinken aber nachher kann ich ihn dringend brauchen und es ist schon recht, wenn Du wieder einen besorgen kannst. Soll ich Dir wieder 36.-RM schicken?
Heute früh bin ich aufgewacht wie Deine zwei Grossen schon im Bett ein Lied geschmettert haben und zwar: ,,In meiner Heimat blühen die Rosen!”1 Sieh, da haben sie schon in aller Frühe an ihren geliebten Vati gedacht. Elfriede wartet schon wieder täglich auf den Postwagen. Sie lebt blos noch vom Pralinen-kriegen. Irmgard schreibt jetzt arg. Die erste Tatze ist schon gefallen, seither bemüht sie sich etwas mehr in der Geduld. Einen Bezugschein für ein Paar Überschuhe für sie hab ich heute geholt. Die Fußlagen bei ihr gehen mir nicht aus. Im September 1 Paar Halbschuhe, im Oktober 1 Paar Stiefel, jetzt die Überchuhe und nächsten Monat 1 Kleid und 1 Weste. Aber ich kann sie nicht zur Schule schicken wie eine Vogelscheuche. Dann hab ich warme Unterwäsche für sie gekauft. Sie ist mir aus alle herausgewachsen.
Brigitte ist gestern durchgegangen ihrer Elfriede. - Sonst ist sie ja so drollig. Sie sagt so nett: Ä Bäbele auslacht. Eine ganz rührende Puppenmutti ist sie übrigens, ,,mein Dieter” sagt sie nur zu ihrem Brüderlein.
Der Kleine gedeiht. Wir haben alle viel Freude an ihm. Hoffentlich macht er weiter so Fortschritte. Gefrässig ist er immer. Übrigens hat Franz letzten Samstag Geburtstag gehabt. Ich hab ihm ein 3/4 Liter Fläschle Wein geschenkt. Am 15. November hat in Cannstatt mein Vater seinen 67. Geburtstag. Schreib ihm auch bitte.
Dir mein Liebster wünsche ich nochmals recht baldige anhaltende Genesung und grüsse und küsse Dich vielmals
Deine Dich liebende Emilie und Kindern