O. U., den 14.8.1942
Meine Liebste!
Dein liebes Brieflein, das Du am 9.8 in Ulm weggesandt hast, ist erst gestern bei mir angekommen. Infolgedessen war ich 11 Tage ohne Nachricht von Euch, eine für mich etwas ungewohnt lange Zeit. Deine Vermutung, ich wäre am 9.8 nachmittags in Gesellschaft bei meinen Kameraden gewesen war ein kleines Irrtum. Ich hatte an diesem Sonntag ,,U.r.D.” und habe es mir auf dem Dienstzimmer allerdings etwas gemütlich gemacht. Ich habe mir aus einem Offiziersdienstzimmer einen Polstersessel herbeigeholt, anfänglich gelesen, dann bis ich etwas eingedost und hernach habe ich einige Briefe geschrieben. Trotz der Anwesenheit vieler Kameraden fühlt man sich hier auch wie Du allein. Ist man doch nicht bei den Seinen sondern im fremden Land. Man zieht zu solchen Zeiten Bilder hervor. Mit liebendem Blick gleiten die Augen über die Bildnisse gelittener Menschen und die Gedanken schweifen über hunderte von kilometern weg nach Hause. Dahin, wo am Sonntagnachmittag ebenfalls Menschen an den Schreibtischen sitzen und umgekehrt ihre Gedanken zu den Frau lenken.
Zu Deinem Geburtstag am Samstag über 8 Tagen möchte ich Dir fernmündlich meine Glückwünsche aussprechen, sei also bitte vom 1/2 9- 1/2 10 Uhr in der Glockenhütte. Anbei sende ich Dir ein kleines Bildchen von der Brigitte. Die Vergrößerungen sind, abgesehen von dem Loch in der Mauer, ganz nett geworden.
Die Irmgard mußt Du fest in die Zucht nehmen. Ich glaube auch, daß der Schulbesuch nicht, wie Du meinst, Dich in dieser Beziehung entlastet, sondern noch schärferer Maßnahmen erfordet. Denke daran, daß das Kind von anderen noch beeinflußt wird und auch manches Unerwünschte lernt.
Die Anstrengungen werden für das Kind zuviel. Irmgard ist gesund und ganz nett widerstandsfähig. Allein ihr Temperament trägt die Schuld, wenn sie nicht kräftiger ist. Mit dem Essen mußt Du ihr dann möglichst zusetzen, sie braucht es dann allerdings notwendig. Sehe darauf, daß sie auch genügend Schlaf bekommt.
Bald ist auch Deine schwerste Zeit zu Euch und Du atmest leichter, wenn Du von Deiner Last befreit bist. Ich gönne es Dir und wünsche schon heute alles Gute für diese Zeit. Meine Gedanken begleiten Dich dauernd und meine Briefe sollen Dir die Zeit leichter werden lassen. Deine Sorgen teilst Du mit mir, soweit dies durch meine Abwesenheit möglich ist. Alle Deine Wünsche finden bei mir offenes Ohr und ausgeschlossenes Verständnis. Wo und wie ich Dir Liebes tun kann, werde ich bestrebt Deine Wünsche bestmöglichst zu erfüllen. Aber manches bleibt uns eben jetzt durch Krieg versagt. Wir müssen aushalten, Du und ich und alle. Die Kinder sollen diesen Krief möglichst wenig zu spüren bekommen, denn alle Sorgen des Lebens warten ja noch auf sie. Zu allen Zeiten soll das Schicksal das uns bescheiden ist, stark finden.
Sei in diesen Sinne bestens gegrüßt und herzlich geküßt von Deinem Josef
Meine Liebste!
Dein liebes Brieflein, das Du am 9.8 in Ulm weggesandt hast, ist erst gestern bei mir angekommen. Infolgedessen war ich 11 Tage ohne Nachricht von Euch, eine für mich etwas ungewohnt lange Zeit. Deine Vermutung, ich wäre am 9.8 nachmittags in Gesellschaft bei meinen Kameraden gewesen war ein kleines Irrtum. Ich hatte an diesem Sonntag ,,U.r.D.” und habe es mir auf dem Dienstzimmer allerdings etwas gemütlich gemacht. Ich habe mir aus einem Offiziersdienstzimmer einen Polstersessel herbeigeholt, anfänglich gelesen, dann bis ich etwas eingedost und hernach habe ich einige Briefe geschrieben. Trotz der Anwesenheit vieler Kameraden fühlt man sich hier auch wie Du allein. Ist man doch nicht bei den Seinen sondern im fremden Land. Man zieht zu solchen Zeiten Bilder hervor. Mit liebendem Blick gleiten die Augen über die Bildnisse gelittener Menschen und die Gedanken schweifen über hunderte von kilometern weg nach Hause. Dahin, wo am Sonntagnachmittag ebenfalls Menschen an den Schreibtischen sitzen und umgekehrt ihre Gedanken zu den Frau lenken.
Zu Deinem Geburtstag am Samstag über 8 Tagen möchte ich Dir fernmündlich meine Glückwünsche aussprechen, sei also bitte vom 1/2 9- 1/2 10 Uhr in der Glockenhütte. Anbei sende ich Dir ein kleines Bildchen von der Brigitte. Die Vergrößerungen sind, abgesehen von dem Loch in der Mauer, ganz nett geworden.
Die Irmgard mußt Du fest in die Zucht nehmen. Ich glaube auch, daß der Schulbesuch nicht, wie Du meinst, Dich in dieser Beziehung entlastet, sondern noch schärferer Maßnahmen erfordet. Denke daran, daß das Kind von anderen noch beeinflußt wird und auch manches Unerwünschte lernt.
Die Anstrengungen werden für das Kind zuviel. Irmgard ist gesund und ganz nett widerstandsfähig. Allein ihr Temperament trägt die Schuld, wenn sie nicht kräftiger ist. Mit dem Essen mußt Du ihr dann möglichst zusetzen, sie braucht es dann allerdings notwendig. Sehe darauf, daß sie auch genügend Schlaf bekommt.
Bald ist auch Deine schwerste Zeit zu Euch und Du atmest leichter, wenn Du von Deiner Last befreit bist. Ich gönne es Dir und wünsche schon heute alles Gute für diese Zeit. Meine Gedanken begleiten Dich dauernd und meine Briefe sollen Dir die Zeit leichter werden lassen. Deine Sorgen teilst Du mit mir, soweit dies durch meine Abwesenheit möglich ist. Alle Deine Wünsche finden bei mir offenes Ohr und ausgeschlossenes Verständnis. Wo und wie ich Dir Liebes tun kann, werde ich bestrebt Deine Wünsche bestmöglichst zu erfüllen. Aber manches bleibt uns eben jetzt durch Krieg versagt. Wir müssen aushalten, Du und ich und alle. Die Kinder sollen diesen Krief möglichst wenig zu spüren bekommen, denn alle Sorgen des Lebens warten ja noch auf sie. Zu allen Zeiten soll das Schicksal das uns bescheiden ist, stark finden.
Sei in diesen Sinne bestens gegrüßt und herzlich geküßt von Deinem Josef