O. U., den 18. März 1942
Meine liebe, kleine Frau!
Gestern habe ich 4 weitere Päckchen erhalten, sodaß es jetzt im Ganzen 6 sind, für welche ich Dir herzlich danke. Das Gebäck schmeckt, wie ich es von Dir gewohnt bin, ausgezeichnet. Der Spiegel mit Kamm ist ebenfalls eingetroffen. Leider hatte er einige Sprünge, aber es geht gerade noch. Die Seifenschale kommt jedenfalls noch. Mir geht es nun besser. Ich bekomme nun einmal probeweise Diät mit Fleisch. Will sehen, wie ich die Kost ertrage. Arztwechsel ist inzwischen auch eingetreten. Der Stationsarzt, ein junger Mensch mit 27 Jahren ist letzter Woche plötzlich gestorben. Die Antrittsvisite des neuen Oberarzts, der Urlaubsstellvertreters war das reinste
Kabarett. Sofort beim betreten des Saals sagte er, ein Wiener: ,,Wer Magenleiden hat macht bei meinem Herantreten ans Bett den Mund auf.” Er schaute nach den Zähnen. Einen fragte er: Wissen Sie wie eine Zahnarzt aussieht.” Verlegenes Schweigen. Antwort: Sehen Sie ich wußte es ja!, zu einem anderen: ,,Mit was reißt der Zahnarzt die Zähne aus. Antwort: ,,Mit der Bohrmaschine.” Zu einem dritten: ,,Da müssen 2 Mann mit zum ,,Zahnarzt” anrichten. ,,Mensch, Sie haben ja den reinsten Friedhof im Mund. Dazu noch Wirkungen eines Bombangriffs.” Herrn: Wo haben Sie Ihre Zähne. ,,In der Tasche, Herr Oberarzt” und sofort zwei Stunden lang. Der war ein Genuß. Mich hat er nicht zum Zahnarzt geschickt nur gesagt: ,,Die sind in Ordnung, da haben Sie Schwein gehabt.” ,,Rauchen Sie?” Antwort: ,,Momentan nicht, Herr Oberarzt.” Das würde gerade noch fehlen, wenn Sie auch im Bett rauchen würden. Weiteren Fragen: ,,Was haben Sie früher geraucht Antwort: 4-5 Zigaretten täglich. ,,Wieviel Mal multipliziert?” Gern nicht Herr Oberarzt. Nachmittags hatten wir weiteren hohen Besuch, der Stadtspfarrer. Er trat auch zu mir aus Bett und lud mich zu Gottesdiensten ein. Leider könnte ich dieser Einladung nicht [?] leisten, war meine entschiedene Antwort. Ich habe ihm dann außeinandergesetzt, warum dies nicht mehr der Fall sei. Darauf zog er wieder ab.
Der kleinen Irmgard habe ich einen besonderen Brief geschrieben und ihr ein kleines Gedicht gewidmet. Die wird keinen schlechten Stolz haben, wenn sie von Papa einen Brief bekommt, eigens für sie.
Den Brief von Dir, welchem ein Brief von Alfred und Eugen beigelegen hat, habe ich bis jetzt noch nicht bekommen, vielleicht lauft er noch ein.
Euere Gruße vom Ortsgruppendienstbereichsappell habe ich eben- falls erhalten. Ich werde sie in einem besonderen Brief an Franz beantworten. Mich freut es, daß Du dabei warst.
Für heute will ich nun Schluß machen.
Viele herzliche Gruße u. Küsse sendet Dir
Dein Dich liebenden Josef.
Meine liebe, kleine Frau!
Gestern habe ich 4 weitere Päckchen erhalten, sodaß es jetzt im Ganzen 6 sind, für welche ich Dir herzlich danke. Das Gebäck schmeckt, wie ich es von Dir gewohnt bin, ausgezeichnet. Der Spiegel mit Kamm ist ebenfalls eingetroffen. Leider hatte er einige Sprünge, aber es geht gerade noch. Die Seifenschale kommt jedenfalls noch. Mir geht es nun besser. Ich bekomme nun einmal probeweise Diät mit Fleisch. Will sehen, wie ich die Kost ertrage. Arztwechsel ist inzwischen auch eingetreten. Der Stationsarzt, ein junger Mensch mit 27 Jahren ist letzter Woche plötzlich gestorben. Die Antrittsvisite des neuen Oberarzts, der Urlaubsstellvertreters war das reinste
Kabarett. Sofort beim betreten des Saals sagte er, ein Wiener: ,,Wer Magenleiden hat macht bei meinem Herantreten ans Bett den Mund auf.” Er schaute nach den Zähnen. Einen fragte er: Wissen Sie wie eine Zahnarzt aussieht.” Verlegenes Schweigen. Antwort: Sehen Sie ich wußte es ja!, zu einem anderen: ,,Mit was reißt der Zahnarzt die Zähne aus. Antwort: ,,Mit der Bohrmaschine.” Zu einem dritten: ,,Da müssen 2 Mann mit zum ,,Zahnarzt” anrichten. ,,Mensch, Sie haben ja den reinsten Friedhof im Mund. Dazu noch Wirkungen eines Bombangriffs.” Herrn: Wo haben Sie Ihre Zähne. ,,In der Tasche, Herr Oberarzt” und sofort zwei Stunden lang. Der war ein Genuß. Mich hat er nicht zum Zahnarzt geschickt nur gesagt: ,,Die sind in Ordnung, da haben Sie Schwein gehabt.” ,,Rauchen Sie?” Antwort: ,,Momentan nicht, Herr Oberarzt.” Das würde gerade noch fehlen, wenn Sie auch im Bett rauchen würden. Weiteren Fragen: ,,Was haben Sie früher geraucht Antwort: 4-5 Zigaretten täglich. ,,Wieviel Mal multipliziert?” Gern nicht Herr Oberarzt. Nachmittags hatten wir weiteren hohen Besuch, der Stadtspfarrer. Er trat auch zu mir aus Bett und lud mich zu Gottesdiensten ein. Leider könnte ich dieser Einladung nicht [?] leisten, war meine entschiedene Antwort. Ich habe ihm dann außeinandergesetzt, warum dies nicht mehr der Fall sei. Darauf zog er wieder ab.
Der kleinen Irmgard habe ich einen besonderen Brief geschrieben und ihr ein kleines Gedicht gewidmet. Die wird keinen schlechten Stolz haben, wenn sie von Papa einen Brief bekommt, eigens für sie.
Den Brief von Dir, welchem ein Brief von Alfred und Eugen beigelegen hat, habe ich bis jetzt noch nicht bekommen, vielleicht lauft er noch ein.
Euere Gruße vom Ortsgruppendienstbereichsappell habe ich eben- falls erhalten. Ich werde sie in einem besonderen Brief an Franz beantworten. Mich freut es, daß Du dabei warst.
Für heute will ich nun Schluß machen.
Viele herzliche Gruße u. Küsse sendet Dir
Dein Dich liebenden Josef.