O. U. den 21. März 1942
Meine Liebste!
Soviel Briefe, wie in der letzten Zeit hast Du noch nie von mir bekommen. Aber ich denke viel an Dich und meine vielen Briefe sind mit ein Beweis für meine innige Liebe zu Dir und den Kindern. Heute morgen war bei der Visite wieder das reinste Theater. Es mußten zuerst sämtliche Zahnbürsten vorgezeigt worden. Nicht nur die Magenkranken sondern auch Kameraden, die zum Beispiel an Malaria erkrankt oder einen Knochenbruch erlitten hatten. Bei mir entwickelte sich solchendes Gespräch: Nun, wie geht’s? Gut, Herr O’Arzt! ,,Sie sehen ja aus wie aus dem Ei gegollt! Sind Sie verheiratet? Jawoll, Herr O’Arzt, mit neun Jahren! Wenn Sie sich ihr so vorstellen, ist sie aufs neue wieder in Sie verliebt! So geht das beinahe jeden Tag. Mit Ausnahme der Röntgenaufnahme und der Diätkost haben sie hier überhaupt nichts gemacht. Ich bin jetzt schon längere Zeit schmerzfrei! Den ganzen Tag nur im Zimmer auf und abzugehen und sich dauernd innerhalb des Hauses aufhalten, seine Zeit mit lesen, essen und schlafen zu verbringen, wirkt auf die Dauer direkt belastend. Ich bin wirklich froh, daß ich wiederhergestellt bin. Ich denke, daß ich bis [?] nächster Woche noch Diät mit Fleisch bekomme, anschließend Vollkost eine Woche und dann noch einige Vollkost mit Zulage. Dann werde ich entlassen werden. Woher weiß ich natürlich nicht aber ich denke zu irgendeinem Ersatzhaufen. Es ist anzunehmen, daß der Arzt mir einen Genesungsurlaub befürwertet. Ich muß dann zu meinem Ersatztruppanteil hinfahren und dort sollte ich dann Urlaub bewilligt bekommen. Aber Du siehst das ist ein weiter Weg, wie Du siehst. Da können auch noch viele Schwierigkeiten auftreten.
Eben laufen Deine beiden Briefe beziehungsweise 3 Briefe ein. Sie haben mich sehr gefreut und wenn ich sie früher erhalten hätte, hättest auch Du Dich nicht zu kränken brauchen, denn ich habe Dich ja so unendlich lieb. Ob ich Dir Schuhe besorgen kann, hängt davon ab, ob mir das Geld reicht. Wenn Du meinen Brief erhälst wird der 25. oder 26.3. sein. Geld abschicken wirst Du daher frühstens am 27.3. können. Bis ich’s bekommen würde vorgehen immerhin 10 Tage und es ist nicht wahrscheinlich, daß ich bis dorthin noch hier bin. Ich wollte zuerst nun allerdings Stoff zu einem Kleid für Dich kaufen, aber ich glaube Schuhe brauchst Du notwendiger. Dann lasse ich es eben mit dem Kleidenstoff oder vielleicht läßt sich noch ein anderer Weg finden. Es ist zu gefährlich jetzt noch Geld wegzuschicken, darum lasse es. Ich werde mir schon zu helfen wissen. Wegen der Agathe habe ich schon in meinem letzten Brief geschrieben und schon habe ich die Quittung für meine Bedenken. Stecke es hinter den Kamerad Klein1, er solle beim Arbeitsamt anrufen und die Verhältnisse klarlegen. Wegen dem Bad kannst Du auch zu Werkführer Fischer ins Gefängnis gehen, der hat seinen Garten auch auf dem Safranberg und sieht gerne danach. Wenn etwas kaputt ist was er machen kann, das tut er gern.
Schokolade habe ich den Kindern leider nicht besorgen können, aber dafür etwas anderes für sie. Du kannst Dir denken, daß ich sie nicht vergessen habe. Nur für den Franz habe ich noch nichts. Wenn ich hier in die Stadt könnte und genügend Geld hätte, wäre das eine Kleinigkeit aber so ist es nichts. Sei so gut und kaufe ihm in Ulm etwas, was ihn freut, vielleicht eine schöne Krawatte, aber da brauchst man auch wieder die Kleidenkarte2, oder ein Zigarettenetui was ihn sicher auch freuen würde. Er ist ein lieber Kerl und hilft gerne wo er kann.
Ich bin immer bei Dir, mein Liebes, wünsche Dir eine gute Zeit, hoffentlich ein baldiges Wiedersehen und küsse Dich mit den 3 Kleinen
Dein Spatzl
Meine Liebste!
Soviel Briefe, wie in der letzten Zeit hast Du noch nie von mir bekommen. Aber ich denke viel an Dich und meine vielen Briefe sind mit ein Beweis für meine innige Liebe zu Dir und den Kindern. Heute morgen war bei der Visite wieder das reinste Theater. Es mußten zuerst sämtliche Zahnbürsten vorgezeigt worden. Nicht nur die Magenkranken sondern auch Kameraden, die zum Beispiel an Malaria erkrankt oder einen Knochenbruch erlitten hatten. Bei mir entwickelte sich solchendes Gespräch: Nun, wie geht’s? Gut, Herr O’Arzt! ,,Sie sehen ja aus wie aus dem Ei gegollt! Sind Sie verheiratet? Jawoll, Herr O’Arzt, mit neun Jahren! Wenn Sie sich ihr so vorstellen, ist sie aufs neue wieder in Sie verliebt! So geht das beinahe jeden Tag. Mit Ausnahme der Röntgenaufnahme und der Diätkost haben sie hier überhaupt nichts gemacht. Ich bin jetzt schon längere Zeit schmerzfrei! Den ganzen Tag nur im Zimmer auf und abzugehen und sich dauernd innerhalb des Hauses aufhalten, seine Zeit mit lesen, essen und schlafen zu verbringen, wirkt auf die Dauer direkt belastend. Ich bin wirklich froh, daß ich wiederhergestellt bin. Ich denke, daß ich bis [?] nächster Woche noch Diät mit Fleisch bekomme, anschließend Vollkost eine Woche und dann noch einige Vollkost mit Zulage. Dann werde ich entlassen werden. Woher weiß ich natürlich nicht aber ich denke zu irgendeinem Ersatzhaufen. Es ist anzunehmen, daß der Arzt mir einen Genesungsurlaub befürwertet. Ich muß dann zu meinem Ersatztruppanteil hinfahren und dort sollte ich dann Urlaub bewilligt bekommen. Aber Du siehst das ist ein weiter Weg, wie Du siehst. Da können auch noch viele Schwierigkeiten auftreten.
Eben laufen Deine beiden Briefe beziehungsweise 3 Briefe ein. Sie haben mich sehr gefreut und wenn ich sie früher erhalten hätte, hättest auch Du Dich nicht zu kränken brauchen, denn ich habe Dich ja so unendlich lieb. Ob ich Dir Schuhe besorgen kann, hängt davon ab, ob mir das Geld reicht. Wenn Du meinen Brief erhälst wird der 25. oder 26.3. sein. Geld abschicken wirst Du daher frühstens am 27.3. können. Bis ich’s bekommen würde vorgehen immerhin 10 Tage und es ist nicht wahrscheinlich, daß ich bis dorthin noch hier bin. Ich wollte zuerst nun allerdings Stoff zu einem Kleid für Dich kaufen, aber ich glaube Schuhe brauchst Du notwendiger. Dann lasse ich es eben mit dem Kleidenstoff oder vielleicht läßt sich noch ein anderer Weg finden. Es ist zu gefährlich jetzt noch Geld wegzuschicken, darum lasse es. Ich werde mir schon zu helfen wissen. Wegen der Agathe habe ich schon in meinem letzten Brief geschrieben und schon habe ich die Quittung für meine Bedenken. Stecke es hinter den Kamerad Klein1, er solle beim Arbeitsamt anrufen und die Verhältnisse klarlegen. Wegen dem Bad kannst Du auch zu Werkführer Fischer ins Gefängnis gehen, der hat seinen Garten auch auf dem Safranberg und sieht gerne danach. Wenn etwas kaputt ist was er machen kann, das tut er gern.
Schokolade habe ich den Kindern leider nicht besorgen können, aber dafür etwas anderes für sie. Du kannst Dir denken, daß ich sie nicht vergessen habe. Nur für den Franz habe ich noch nichts. Wenn ich hier in die Stadt könnte und genügend Geld hätte, wäre das eine Kleinigkeit aber so ist es nichts. Sei so gut und kaufe ihm in Ulm etwas, was ihn freut, vielleicht eine schöne Krawatte, aber da brauchst man auch wieder die Kleidenkarte2, oder ein Zigarettenetui was ihn sicher auch freuen würde. Er ist ein lieber Kerl und hilft gerne wo er kann.
Ich bin immer bei Dir, mein Liebes, wünsche Dir eine gute Zeit, hoffentlich ein baldiges Wiedersehen und küsse Dich mit den 3 Kleinen
Dein Spatzl