O. U., den 25.10.42
Meine liebe Mutti!
Deine beiden lieben Briefe vom 18. und 20. Oktober habe ich hier erhalten. Du machst Dir kein Bild, wie sich mich erfreut haben. Die Schilderungen von Euerem Leben und Treiben sind das, was mich hier immer beschäftigt. Ich kann nicht teilhaben an Euerem Glück, wenigstens nicht in Euerer Nähe und das bringt mir viele harte Stunden. Wenn man krank ist, dann empfindet man alles noch viel tiefer und schwerer. Diesmal habe ich es allerdings nicht soweit kommen lassen, wie bei meiner letzten Erkrankung. Es wird auch schon wieder gut werden. Ich bin zu Deiner Beruhigung gut untergebracht. Das Obst von der Tante könnt Ihr gut gebrauchen, geht sorgsam damit um und schenkt der Tante möglichst die Korbe bald wieder zurück. Ich bin darüber im Klaren, daß Du bei Deinem Gesundheitszustand und in der jetztigen Zeit den Kleinen Rolfle leider nicht hast aufnehmen können. Ich habe meinem Bruder auch entsprechend geschrieben.
Ich glaubte es gar nicht, wie auch ich mich nach Dir und den Kindern sehne. Es ist soweit, daß ich außer Euch niemand mehr schreibe, es sei denn ich muß Briefe beantworten, ausgenommen an Franz. An ihn schreibe ich, wenn ich mal aufstehen darf und mir das Schreiben im Bett nicht so schwer fällt. Er erhält auch Nachricht von mir durch meine Briefe an Dich.
Mein liebes, kleines Dieterle soll nur gedeihen und feste trinken. Vielleicht kannst Du mal von Schühe, Talfingen1 einige Eier oder etwas Butter bekommen, damit Du bei Kraft bleibst und den Anforderungen, die der Kleine an Dich stellt gerecht werden kannst. Draußen geht ein starker Wind und wenn ich durchs Fenster sehe, bietet sich mir ein herbstliches Bild. Graue Wolken ziehen dahin und regen zu melancholischen Gedanken an. Gedanken über unser Aufgaben, über unser Werden und Vergehen. Was bleibt von unserem Lebenswerk übrig? Ich glaube, wir beide haben uns schon bemüht, unsere Aufgaben zu lösen. Und trotz allem, was wir erlebten, muß ich sagen, wir waren immer vom Glück begünstigt. Wir haben wenig Anforderungen ans Leben gestellt und diejenigen haben wir viel, viel dankbarer entgegengenommen als andere. Wir lieben uns unendlich und mit dieser Liebe wollen wir uns immer beglücken, solange wir leben. Nur mit diesen Liebe können wir das leisten, was wir leisten müssen. Wir wollen miteinander für die Kinder leben.
Ich glaube es Dir gerne, daß der kleine Dieter Deine Sehnsucht nach dem Gatten noch vermehrt hat. Denn es mußte ja ein unsündiges Glück für Dich sein, den Buben zu haben und dieses Glück wolltest und willst Du mit mir teilen, daß muß ja Sehnsucht in übergroßen Maße mit sich bringen. Und ich muß all dies entbehren. Du darfst mir glauben, auch ein Opfer, und nicht das Kleinste. Ich werde aber wieder gesund, das weiß ich und dann wenn ich heimkomme, werde ich vieles nachholen, im Lieben und Sorgen um Euch. Ich werde auch wieder eng an Dich anschließen und manches Liebe Wort Dir ins Ohr flüstern und Dich inniglich lieben. Auch diese Zeit wird wiederkehren und dann werde ich bei Dir bleiben können, wenn zur Zeit auch nicht bekannt ist, wann dies der Fall sein wird.
So schließe ich diesen Brief mit liebendem Denken an Dich und die Kinder alle und mit herzlichen Küssen
Dein Spatzl und Papa
Geld habe ich noch keines bekommen Hast Du außer dem Postgeld noch anderes weggeschickt?
Meine liebe Mutti!
Deine beiden lieben Briefe vom 18. und 20. Oktober habe ich hier erhalten. Du machst Dir kein Bild, wie sich mich erfreut haben. Die Schilderungen von Euerem Leben und Treiben sind das, was mich hier immer beschäftigt. Ich kann nicht teilhaben an Euerem Glück, wenigstens nicht in Euerer Nähe und das bringt mir viele harte Stunden. Wenn man krank ist, dann empfindet man alles noch viel tiefer und schwerer. Diesmal habe ich es allerdings nicht soweit kommen lassen, wie bei meiner letzten Erkrankung. Es wird auch schon wieder gut werden. Ich bin zu Deiner Beruhigung gut untergebracht. Das Obst von der Tante könnt Ihr gut gebrauchen, geht sorgsam damit um und schenkt der Tante möglichst die Korbe bald wieder zurück. Ich bin darüber im Klaren, daß Du bei Deinem Gesundheitszustand und in der jetztigen Zeit den Kleinen Rolfle leider nicht hast aufnehmen können. Ich habe meinem Bruder auch entsprechend geschrieben.
Ich glaubte es gar nicht, wie auch ich mich nach Dir und den Kindern sehne. Es ist soweit, daß ich außer Euch niemand mehr schreibe, es sei denn ich muß Briefe beantworten, ausgenommen an Franz. An ihn schreibe ich, wenn ich mal aufstehen darf und mir das Schreiben im Bett nicht so schwer fällt. Er erhält auch Nachricht von mir durch meine Briefe an Dich.
Mein liebes, kleines Dieterle soll nur gedeihen und feste trinken. Vielleicht kannst Du mal von Schühe, Talfingen1 einige Eier oder etwas Butter bekommen, damit Du bei Kraft bleibst und den Anforderungen, die der Kleine an Dich stellt gerecht werden kannst. Draußen geht ein starker Wind und wenn ich durchs Fenster sehe, bietet sich mir ein herbstliches Bild. Graue Wolken ziehen dahin und regen zu melancholischen Gedanken an. Gedanken über unser Aufgaben, über unser Werden und Vergehen. Was bleibt von unserem Lebenswerk übrig? Ich glaube, wir beide haben uns schon bemüht, unsere Aufgaben zu lösen. Und trotz allem, was wir erlebten, muß ich sagen, wir waren immer vom Glück begünstigt. Wir haben wenig Anforderungen ans Leben gestellt und diejenigen haben wir viel, viel dankbarer entgegengenommen als andere. Wir lieben uns unendlich und mit dieser Liebe wollen wir uns immer beglücken, solange wir leben. Nur mit diesen Liebe können wir das leisten, was wir leisten müssen. Wir wollen miteinander für die Kinder leben.
Ich glaube es Dir gerne, daß der kleine Dieter Deine Sehnsucht nach dem Gatten noch vermehrt hat. Denn es mußte ja ein unsündiges Glück für Dich sein, den Buben zu haben und dieses Glück wolltest und willst Du mit mir teilen, daß muß ja Sehnsucht in übergroßen Maße mit sich bringen. Und ich muß all dies entbehren. Du darfst mir glauben, auch ein Opfer, und nicht das Kleinste. Ich werde aber wieder gesund, das weiß ich und dann wenn ich heimkomme, werde ich vieles nachholen, im Lieben und Sorgen um Euch. Ich werde auch wieder eng an Dich anschließen und manches Liebe Wort Dir ins Ohr flüstern und Dich inniglich lieben. Auch diese Zeit wird wiederkehren und dann werde ich bei Dir bleiben können, wenn zur Zeit auch nicht bekannt ist, wann dies der Fall sein wird.
So schließe ich diesen Brief mit liebendem Denken an Dich und die Kinder alle und mit herzlichen Küssen
Dein Spatzl und Papa
Geld habe ich noch keines bekommen Hast Du außer dem Postgeld noch anderes weggeschickt?